Tag 2 – Qi Gong auf dem Marienplatz

Tag 2 – Qi Gong auf dem Marienplatz

Wir recken unsere Arme in einem kreisförmigen Bogen nach oben und schauen dabei in den strahlend blauen Himmel. Dann nehmen wir sie wieder herunter und führen sie Richtung Becken. Unsere Trainerin Monika sagt, wir sollen das Qi in Dantian fließen lassen. Noch habe ich keine Ahnung, was das genau bedeuten soll.

Wir stehen in einer Gruppe von etwa 25 Menschen in einem Kreis auf dem Marienplatz, dem Herzen Münchens. Passanten laufen an uns vorbei, Schulklassen und Geschäftsleute in Anzügen. Manche bleiben neugierig stehen und schauen zu uns herüber.

Qi Gong bedeutet soviel wie „Arbeit an der Lebensenergie“

Es ist kurz nach acht an einem gewöhnlichen Mittwochmorgen im Juli. Nach Pilates probiere ich hier heute eine weitere, mir bislang unbekannte Trendsportart aus: Qi Gong. Bis heute habe ich damit nur ein Bild verbunden: Kleine Gruppen von Menschen im Park, die langsam und bedacht ihre Arme von sich strecken und ihren Körper in verschiedene Richtungen dehnen. Meist musste ich ein wenig schmunzeln, wenn ich sie gesehen habe. Kein Sport für mich, habe ich dann gedacht – nicht genug Geschwindigkeit und Übungen zum Auspowern, glaubte ich. Trotzdem: Diese Woche möchte ich Neues ausprobieren.

Qi Gong Marienplatz
Qi Gong auf dem Marienplatz in München

Qi Gong – das heißt übersetzt soviel wie „Arbeit an der Lebensenergie“. Da ich heute morgen für das Training extra früh aufgestanden bin und dementsprechend müde, kann ich die Portion Energie gut gebrauchen. Wie wohl für die meisten Teilnehmer hier ist das Training für mich eine Zwischenstation auf dem Weg zur Arbeit. Deshalb trage ich Jeans und T-Shirt. Eine Teilnehmerin ist sogar im Kleid da, nur wenige in Sportbekleidung.

Alle Blicke richten sich auf Monika. Sie hält einen imaginären Ball zwischen den Händen und führt dann die rechte Hand nach links als wollte sie etwas von sich wegdrücken. Dabei erklärt sie die Übung. Wir anderen machen es nach. Immer wieder redet sie von Qi – das heißt übersetzt Lebensenergie – und von Dantian, damit meint sie ein Energiezentrum im Beckenraum.

Schnell merke ich: Ich hatte Qi Gong ganz falsch eingeschätzt

Monika ist ausgebildete Sport- und Gymnastiklehrerin. Sie leitet das Training schon seit 2014. Es findet von Mai bis September und bei gutem Wetter immer mittwochs von 8.00 bis 8.25 Uhr statt und eine zweite Einheit von 8.30 bis kurz vor 9.00 Uhr. Bisher auf dem Marienhof hinter dem Rathaus. Wegen der derzeitigen Baustelle dort, wurde es 2017 allerdings direkt vor das Rathaus auf den Marienplatz verlegt.

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Schon nach kurzer Zeit merke ich, dass ich Qi Gong für mich selbst ganz falsch eingeschätzt hatte. Ich weiß nicht, ob es an der frischen Sommermorgen-Luft und dem schönen Ambiente liegt oder an den Übungen. Fest steht aber: Während ich mit den Händen an meinem Kopf, dann hinter dem Rücken und schließlich hinter meinen Beinen herfahre, konzentriere ich mich auf meine Atmung und meinen Körper und entspanne. Ich merke, wie manche der Übungen meine Arme ein bisschen anstrengen – allerdings nie so, dass es richtig unangenehm wird.

Weil mir das Qi Gong-Training am Marienplatz gut gefällt, bleibe ich auch noch zur zweiten Einheit. Als ich danach in der S-Bahn zur Arbeit sitze, fühle ich mich entspannt, aber gleichzeitig auch voll frischer Energie. Anderhalb Stunden vorher hätte ich gedacht, dass das ein einmaliger Versuch bleibt. Nun bin ich sicher: Ich werde zum Frühsport vor der Arbeit auf jeden Fall nochmal wieder kommen.

(Fun-)Fact:

Qi Gong gibt es schon sehr lange. Manche der Übungen sollen mehr als 1000 Jahre alt sein

Eckdaten:

Ort: Marienplatz

Zeit: mittwochs 8.00-8.25 Uhr und 8.30-8.55 Uhr von Mai bis September, außer bei Regen

Kosten: keine

Mitbringen: Nur sich selbst – Sportkleidung ist auch kein Muss.

Teil 3 der Outdoor-Sport-Aktion folgt morgen mit Lachtreff am Königsplatz.

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