Mordermittlungen in Schwabing: Die Krimirallye im Test

Mordermittlungen in Schwabing: Die Krimirallye im Test

Das Mordopfer hatte eine Platzwunde am Kopf. Ein harter, stumpfer Gegenstand musste die Wunde verursacht haben, hieß es im Obduktionsbericht. Doch das war nicht die Todesursache. Gestorben war der bekannte Restaurator Wolfgang Laurentius an der hochtoxischen Substanz Rizin, die ihm auf mysteriöse Art und Weise verabreicht worden war.

Krimirallye mit professionellen Schauspielern

Laurentius war vor einer Stunde mitten in Schwabing tot aufgefunden worden, am Brunnen am Nikolaiplatz. Uns blieben drei Stunden – dann musste der mysteriöse Fall aufgeklärt sein. Meine fünf Ermittlerkollegen und ich verloren keine Zeit.

So startete mein erster Fall als Ermittlerin. Auch wenn ich Krimis gerne ansehe oder lese, hatte ich noch in keinem einzigen mitgewirkt – bis zu einen sommerlichen Freitagabend Ende Juni.

Freunde von mir hatten mich drauf aufmerksam gemacht, dass in München eine ganz besondere Art der „Stadtführung“ angeboten wird: Eine Krimirallye. Professionelle Schauspieler spielen dort Zeugen und Täter, während die Teilnehmer in kleinen Gruppen im Mordfall ermitteln. Als Krimi-Fan konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen – und meldete mich zusammen mit fünf Freunden dafür an.

Jetzt hieß es, die Spur aufzunehmen. Das dürfte ja nicht so schwer sein. Ich hatte ja schon x-mal im Fernsehen gesehen, wie das ging.

Beeindruckendes Improvisationstheater

Schnell war klar: Der Ermordete selbst hatte keineswegs eine weiße Weste gehabt. Neben einem Orginal von Dürers Selbstbildnis im Pelzrock wurde in seinem Atelier auch eine täuschend echte Kopie gefunden. Zudem hatte er nicht unbedingt ein Händchen dafür gehabt, mit Frauen umzugehen.

Kein Wunder, dass es eine ganze Menge Leute gab, die verdächtig waren. Unser erster Anlaufpunkt war die Diplomrestauratorin, die die kostbaren Originale aus der Pinakothek zur Restauration aus dem Haus gab.

Hast du Lust auf mehr Abenteuer in München? Dann schau auch mal in meinem Beitrag zur Zeltdachtour auf dem Olympiastadion vorbei.

Kaum angekommen ging das Improvisationstheater los. Wusste die Dame von den Fälschungen? In welchem Verhältnis stand sie zu dem Toten? Und hatte sie ein Motiv? Unsere Fragen klangen professionell – ganz wie im Film.

Dabei waren sie ehrlich gesagt recht planlos und manchmal auch ziemlicher Blödsinn. Trotzdem gingen die Schauspieler professionell darauf ein und spielten ihre Rollen absolut glaubhaft: Die herablassende Karrierefrau, die reiche Kunstsammlerin, der verruchte Kunstagent, die ältere Schwester des Toten.

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Neid, Eifersucht, Habgier: Wir fanden etliche Motive

Je mehr wir fragten, desto größere Abgründe taten sich auf: Neid, Eifersucht, Habgier – Motive gab es genug. Doch wer sagte die Wahrheit, wer log hier?

Schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich wie ein richtiger Ermittler. Ich ertappte mich dabei, wie ich jegliches Kleidungsstück akribisch musterte – irgendwo musste es doch Indizien geben, die nur darauf warteten, dass ich sie fand.

Was sagten uns die Aufzeichnungen des Toten in seinem Notizbuch? Offenbar wollte er sich zu seinem Todeszeitpunkt mit dem Kunstagenten treffen, doch hatte er es wirklich getan? Oder war ihm jemand zuvor gekommen?

Unsere Puzzleteile passten nicht zusammen

Aussagen der Schauspieler passten hinten und vorne nicht zusammen. Während wir von Ort zu Ort, von Zeuge zu Zeuge gingen, diskutierte ich mit meinen Ermittlerkollegen den Fall. Die Puzzleteile passten irgendwie nicht zusammen.

Schließlich ermittelten wir Undercover, gaben uns als Kunstkenner in der Szene aus – und merkten dabei schon gar nicht mehr, wie verwirrt uns die Passanten ansahen, die mitten in Schwabing an uns vorbeiflanierten – während wir in unserem Fall gefangen waren.

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Bis kurz vor Schluss tappten wir im Dunkeln – wir hatten etliche Puzzleteile gesammelt. Trotzdem waren verschiedene Szenarien denkbar. Wir konnten uns – vermutlich ganz wie im realen Leben – nicht gänzlich sicher sein. Am Ende half auch unser Bauchgefühl.

Ich will euch an dieser Stelle nicht verraten, welche Zusammenhänge wir herausgefunden haben und wer der Täter war. Vielleicht will ja der ein oder andere noch bei der Rallye mitmachen.

Verraten kann ich aber: Wir bekamen am Ende tatsächlich ein Geständnis aus unserem Hauptverdächtigen heraus und waren – ehrlich gesagt – selbst so davon überrascht, richtig zu liegen, dass wir noch eine Stunde nach Ende der Tour bei einem Bier über den Fall diskutierten.

Mein Fazit: Die Krimirallye kann meiner Meinung nach ein tolles Teamerlebnis sein. Für jeden Krimifan, der Spaß an Rätseln und Improvisationstheater mitten in München hat, auf jeden Fall einen Besuch wert.

Fun Fact:

Für alle Krimifans, die den Tatort gerne schauen: Zwischen dem Tatort und München gibt es eine besondere Verbindung. Der Vorspann wurde vor mehr als 45 Jahren in München am damaligen Flughafen München Riem gedreht. Die dort sichtbaren Augen gehören Horst-Lattenmayer, der heute in Dachau lebt und nach seiner Schauspielerkarriere ein Unternehmen für Beleuchtungstechnik gründete.

Daten zur Tour:

  • Kosten: 29 Euro pro Person
  • Wann: Freitagsabends um 19 Uhr
  • Tourdauer: 3 Stunden

Weitere Infos zur Krimirallye in München findest du auf der Seite Weis(s)er Stadtvogel.

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