Olympiastadion-Zeltdachtour getestet: So brachte ich das Dach zum Wackeln (+ Flying-Fox im Video)

Olympiastadion-Zeltdachtour getestet: So brachte ich das Dach zum Wackeln (+ Flying-Fox im Video)

Unter der Glasscheibe geht es knapp 40 Meter herunter. Mit Höhen habe ich es eigentlich gar nicht so – meine Beine verwandeln sich in solchen Momenten gerne in Wackelpudding. Dieses Mal sind es aber nicht die Beine, die wackeln, sondern das ganze Dach, auf dem ich stehe.

Eine kleine Gruppe von anderen Teilnehmern und ich machen die Zeltdachtour mit anschließendem Flying Fox einmal quer über das Olympiastation. Ich suche mir gerne Aktivitäten aus, die spannend sind und bei denen ich erst kurz vor Beginn wieder merke, dass ich eigentlich gar nicht besonders mutig bin. Kurzum: Tatsächlich habe ich ein bisschen Respekt davor, von 35 Metern einfach ins Nichts zu springen.

Hüpfen auf dem Dach des Olympiastadions

Trotzdem stehe ich auf dem wackelnden Dach. Unser Guide hat uns ermutigt, ein wenig zu hüpfen. Weil ich angeseilt bin und mich sicher fühle, folge ich seinem Rat und mit mir auch drei weitere Teilnehmer aus meiner Gruppe. Sofort versetzen wir damit die Kuppe aus Acrylglas und jeder Menge Stahlseilen in Schwingungen. Eine irre Wirkung! Die entfaltet sich, weil das Dach aufgehängt ist – ähnlich wie eine Hängebrücke.

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Durch das Glas sehe ich die grünen Stadionstühle. Fünf verschiedene Farbtöne sind wild durcheinander angeordnet. Sollte es eine Ordnung geben, erkenne ich sie zumindest nicht. Aber willkürlich gewählt ist dieses Aussehen nicht – tatsächlich sollen die Stühle eine Wiese darstellen und damit an den Namen der Gegend erinnern, wo heute der Olympiapark liegt: Oberwiesenfeld.

Vom Zeltdach aus ist der Olympiapark gut zu überblicken: Der Olympiaberg, wo Bäume und Sträucher auf Weltkriegsschutt wachsen, der Fernsehturm, weiter weg die Frauenkirche, die Allianz Arena, selbst die Alpen sind zu erahnen.

Ich stehe mittlerweile wieder, aber die Schwingungen sind noch leicht zu spüren. Auch als das Dach vor 45 Jahren, kurz vor Beginn der Olympischen Sommerspiele 1972, aufgezogen wurde, soll es die ersten fünf Minuten verdächtig stark nach oben und unten ausgeschlagen haben, erzählt unser Guide. Ganz sicher, dass es halten würde, seien sich wohl auch die Bauherren damals nicht gewesen. Denn der Architekt Günter Behnisch soll zur Sicherheit noch eine zweite Dachkonstruktion in Auftrag gegeben haben, die sich schnell hätte aufziehen lassen.

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Tatsächlich war es eine bis dahin noch nicht dagewesene statische Konstruktionsleistung, das 78.000 Quadratmeter-Dach auf den 58 Stahlmasten aufzuziehen. Es soll einige Zeit lang die größte Zeltdachkonstruktion der Welt gewesen sein, erzählt unser Guide. Mittlerweile berechneten Wissenschaftler ihm zufolge auch die Belastbarkeit des Dachs und kamen zu dem Schluss, dass diese deutlich über den heute offiziell geforderten Standards für Bürogebäude liegt – es also sehr sicher sei.

Flying Fox über das Olympiastadion

Diese Nachricht fühlt sich gut an, wenn man auf besagtem Dach wandern geht. Selbst ohne die Gurte hätte ich auf dem gesicherten Weg aber wirklich keine Bedenken. Der einzige Zeitpunkt der Tour, in dem meine Beine doch etwas mehr schlottern als das behüpfte Zeltdach, kommt am Ende – als die Tür aufgeht und ich mich etwa 35 Meter über dem Boden des Olympiastations einfach fallen lassen soll. Gleichzeitig freue ich mich auf die rasante Fahrt zur gegenüberliegenden Seite.

Statt zu springen, steige ich die Stufe hinunter und dann einfach ins Leere.

Ein Video von der Flying-Fox-Fahrt könnt ihr hier ansehen. Der Schrei ist mir allerdings im Hals stecken geblieben 🙂

Ich genieße die Abfahrt. Am Ende bin ich ein bisschen traurig, dass die Fahrt so kurz war – obwohl es laut Flyer sogar Europas längste Seilrutsche sein soll – und ich nicht versucht habe, den Salto zu machen, von dem unser Guide sprach. Sollte ich nochmal fahren, werde ich ihn ausprobieren. Dann wackeln meine Beine sicher nicht mehr, höchstens noch das Seil.

Fazit:

Die Tour ist zwar aus meiner Sicht mit 73 Euro pro Erwachsenem recht teuer. Allerdings hat mir das Paket, was ich dafür bekommen habe, gefallen. Die Guides vermitteln auf der Tour mit dem herrlichen Ausblick (bei gutem Wetter) etliche spannende Fakten über die Geschichte des Olympiaparks und die Konstruktion des Zeltdachs. Auch für Angsthasen sollte die Zeltdachtour kein Problem sein.
Der Flying Fox war für mich ein schöner Abschluss. Wer den aber nicht unbedingt braucht, dem würde ich empfehlen, nur die deutlich günstigere Zeltdachtour (43 Euro für Erwachsene) zu buchen.

Fun Fact:

Da es so schwierig war, die Statik des Dachs auszurechnen, haben die Konstrukteure einige Modelle zu Rate gezogen. Unter anderem haben sie auch mit Seifenlauge experimentiert, um zu testen, wie sich die Lauge verhalten würde, wenn man sie aufspannt.

Daten zur Tour
Dauer: 90-120 Minuten
Preise: 73 Euro (Erwachsene), 63 Euro (Kinder, Schüler, Studenten; mind. 10 Jahre, gültiger Ausweis)

Weitere Infos gibt es auf den Seiten des Olympiaparks München.

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