Gastbeitrag von Eva Heidenfelder, einer waschechten Münchner „Zuagroasten“
Teil 1
Fotos von Alexander Schächter
Wenig schmeichelhaft und fast allseits bekannt werden Menschen, die nicht in Bayern geboren sind, kurz und knapp als „Zuagroaste“ tituliert. Als ob man den Wunsch hegt, sie mögen sich nur auf der Durchreise befinden und schnell wieder von dannen ziehen. Auch in München gilt dieses eherne Gesetz, trotz des Slogans „Weltstadt mit Herz“.
Als ich vor sieben Jahren zum Masterstudium in die bayerische Landeshauptstadt zog, hegte ich noch die Hoffnung, als gebürtige Unterfränkin gerade noch so als Einheimische empfangen zu werden – weit gefehlt. Selten habe ich den uralten, aber deshalb nicht weniger doofen Spruch „Man muss Gott für alles danken, sogar für einen Franken“ gehört, wie hier.
Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass die Münchner ihre geliebten Berge so ungern mit den Massen an „Flachlandtirolern“ teilen. Menschen, die sich wie Gebirgsbewohner kleiden und benehmen, obwohl sie vom platten Land kommen, können die sich nicht ein anderes Hobby suchen? Darauf kann ich nur antworten: Leider nein, liebe Münchner – eure Berge sind zu schön und sind für alle da, auch für Franken und Flachlandtiroler! 😉
Ein paar kleine Tipps vorweg
Niemand braucht Klettererfahrung, geschweige denn die Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein oder gar eine alpine Ausrüstung, um eine kleine Bergwanderung zu machen. All das besitze ich trotz mittlerweile großer Wanderleidenschaft und dem Bezwingen der Zugspitze im letzten Jahr nicht.
Denn eine schöne Aussicht gibt es auch für wenig (Benzin- oder Zugkosten) bis gar kein Geld (nette Bayern nehmen euch im Auto mit). Turnschuhe mit gutem Profil, wenn möglich über den Knöchel, sind aber immer sinnvoll. Denn auch auf Wanderungen mit wenig Steigung rutscht man in unebenem Gelände schnell mal auf einem nassen Stein aus oder stolpert über denselben und dann ist guter Halt Gold wert.
Am Anfang sollte es jeder ruhig angehen lassen und sich erst langsam bei Höhe und Tempo steigern. Klar, die Alpen sind nicht der Himalaya. Wer allerdings das flache Land noch nie verlassen hat, wird schnell merken, dass es doch etwas anderes ist, bergauf und bergab zu laufen. Ich denke da nur an den superfitten Tennislehrer aus Münster, der bei seiner ersten Hüttenwanderung in den österreichischen Alpen am zweiten Tag irgendwann einfach nicht mehr weiterlaufen konnte.
Es braucht nicht viel, aber einiges
Wahrscheinlich lag es auch daran, dass er zu viel Gepäck dabei und zu wenig getrunken hatte, keine Mütze, dafür aber eine Jeans trug.
Leichte und bequeme Kleidung, ein kleiner Rucksack mit einem kleinen Erste-Hilfe-Set, einer wasserdichten Windjacke, einer Kopfbedeckung, Sonnencreme und mindestens zwei Liter Wasser für alle Fälle sollten Standard sein. Denn in den Höhen pfeift gerne mal ein kühler Wind. Vielleicht unterschätzen gerade deshalb viele, selbst erfahrene Wanderer, gerne mal die Kraft der Höhensonne in den Bergen –
hamma alles scho ghabt, gell!
Der Satz: „In den Bergen ändert sich das Wetter rasend schnell“ ist übrigens keine Binsenwahrheit. Man sollte sich vorab gut über etwaige Gewitter informieren und den Himmel immer im Blick behalten, vor allem am Gipfel.
Ganz zum Schluss noch eine dringende Bitte, mit der sich Flachlandtiroler auch bei den bayerischen Eingeborenen lieb Kind machen können: Nehmt brav euren Müll wieder mit!
Das sollte sich in der Natur ja eigentlich immer von selbst verstehen. Aber in den Bergen, wo es vor allem oberhalb der Baumgrenze kalt ist und die Humusschicht fehlt, zersetzt sich Müll noch langsamer, als im Tal – dann werden selbst Bananenschalen und Apfelbutzen zum langlebigen Schandfleck.
Wanderung 1: Auf die Ilka-Höhe und zum Deixlfurter See
Das Schöne liegt oft so nah: Bei gutem Wetter braucht es gar nicht viel, um ein echtes Alpenpanorama genießen zu können – und das sogar im Winter. Mit Auto oder S-Bahn geht es nach Tutzing an den Starnberger See, nur knapp 30 Kilometer von der Münchner Innenstadt entfernt.
Nach der Unterführung weist ein kleines Schild zum Forsthaus Ilkahöhe“, das man nach etwa vier Kilometern und 100 Höhenmetern in einer knappen Stunde Gehzeit erreicht. Auf dem langen Wiesenrücken kann man gemütlich entlanglaufen und dabei die herrliche Aussicht auf den Starnberger See genießen. Wer die Tour noch etwas erweitern mag, geht noch zum Deixlfurter See.
Wanderung 2: In die Partnachklamm und das Reintal
Wer erste Gebirgsluft schnuppern und beeindruckende Felsformationen gerne einmal von unten betrachten möchte, der sollte früh aufstehen – vor allem, wenn er nicht mit der Bahn fährt, was allerdings nach Garmisch auch nicht ganz so kommod ist. Das hat zwei Gründe. Zum einen ist die Autobahn A95 kurz vor Garmisch ein echtes Nadelöhr und schnell verstopft, die Parkplätze am Skistadion etwa zwei Kilometer vor der Partnachklamm nicht unbegrenzt. Zum anderen ist der Eintritt zur Schlucht mit fünf Euro nicht ganz günstig, das Kassenhäuschen ist aber erst ab acht Uhr morgens besetzt.
Danach kann man auf knapp einem Kilometer bewundern, wie sich der flaschengrüne Gebirgsbach Partnach über Jahrmillionen tosend durch das Gestein gefressen hat – Regenjacke nicht vergessen, es spritzt von unten und tropft von oben! Wer danach noch Zeit und Lust hat, kann weiter Richtung Bockhütte gehen, muss dann allerdings Zeit mitbringen: Es sind kaum Höhenmeter zu überwinden, dafür fast neun Kilometer an einfacher Strecke entlang der Partnach – und natürlich wieder zurück.
Fun Fact: Die Partnachklamm wurde 1912 als Naturdenkmal touristisch erschlossen. Die Bauarbeiten dauerten zwei Jahre und waren für damalige Verhältnisse extrem aufwendig. Teilweise mussten Tunnel in den Fels gesprengt werden. Heute gehört die 700 Meter lange und bis zu 80 Meter tiefe Schlucht mit 200.000 Besuchern im Jahr zu den beliebtesten Attraktionen in Garmisch-Partenkirchen.
Drei weitere tolle Wanderungen für Anfänger stellt Eva in Teil 2 der Serie vor, der im Laufe der folgenden Woche hier erscheinen wird.
Liebe Eva…tolle Wanderungen, dem ist nichts hinzuzufügen. Nur eines: Gibt es in München denn noch Münchner? Meines Wissens ist eines der letzten Exemplare im Januar nach Nordbayern geflüchtet … oder ist das nur ein Gerücht?
Das stimmt, mein Freund, geboren und aufgewachsen im Olympiadorf, wurde im Januar nach Franken versetzt (ätsch!), jetzt also nur noch Preißn in Minga! 😉